Freitagmittag erfolgte die Alarmierung des Fachberaters (FaBe) THW durch die Stadt Hattingen. Der Abwasserkanal unter der Kreisstraße war durch einen Bruch verstopft. Die Entsorgung der ansässigen Industrie-und Gewerbebetriebe war somit nicht mehr gegeben.
Versuche des Betriebshofes mit dem Einsatz von Saugwagen im Pendelverkehr konnten nicht verhindern, dass die Abwässer zurück in die Betriebe strömten. Noch auf der Anfahrt ließ der FaBe Melderalarm für den TZ-Hattingen auslösen.
Sofort wurde durch den eintreffenden Zugtrupp eine Erkundung der Maße, der Zu- und Abgänge sowie möglicher Ausweichkanäle zum Einleiten der Abwässer durchgeführt. Dies war auch für die Auswahl der richtigen Pumpe nötig. Das THW Hattingen hat in seiner FGr Infrastruktur eine Gesamtpumpenleistung von aktuell 46.000 Liter pro Minute, aufgeteilt in verschiedene Pumpenarten und -größen. Beispielsweise Tauchpumpen mit einer Leistung von 100 L/M bis zu 7000 Litern/Minute. Aber nicht die Pumpen sollten sich im Einsatzverlauf zum eigentlichen Problem herausstellen.
Man entschied sich zu Beginn für eine kleinere Tauchpumpe, allerdings diese mit Schneidwerk, aufgrund der vielen festen Bestandteilen im Abwasser. Diese konnte zügig eingesetzt werden und damit ein schneller erster Erfolg erzielt werden. Insgesamt wurden dazu etwa 250 Metern B-Schlauch verlegt, der an zwei Querrungen von Verkehrswegen abgesichert werden musste.
Jetzt stellte sich das richtige Problem unfreundlich vor: der deutsche Autofahrer! Eine Straße mit Schlauchbrücken zu überqueren ist eigentlich einfach, wenn diese Straße aber eine wichtige und starkbefahrene Zufahrtsstraße mit Schwerlastverkehr ist, wird das problematisch.
Da es aufgrund der Fahrweise nicht möglich war, die gesamte Straßenbreite frei zu geben, musste wechselseitig gefahren werden. Auch zwei Schlauchbrücken pro Reifen wurden nicht zuverlässig durch die Autofahrer getroffen. Diese Verkehrslenkung wurde telefonisch von der Polizei freigegeben bis diese vor Ort eintraf, aber auch sie konnten das eingetretene Chaos nicht bändigen.
Der Rückstau auf beiden Seiten war enorm. Das Sperren des Straßenteils war gemäß Auftraggeber nicht möglich. Da alleine für die Verkehrslenkung acht Einsatzkräfte blockiert wurden, wurde nach drei Stunden versucht mittels einer vorbereiteten etwas niedrigeren Schlauchbrücke aus Holzbohlen wieder auf einen zweispurigen Verkehrsfluss zu kommen. Aber ängstliche Fahrer, abgerissene Auspuffanlagen und eingedrückte Seitenschweller der Tuning-Freunde verhinderten dies.
Da abzusehen war, dass die Einsatzstelle mindestens bis Montag oder Dienstag bestehen bleiben würde, wurde für den Abend eine andere Konstruktion geplant.
Die Pumpe wurde nach ca. 3 Stunden abgelöst durch eine saugende Membranpumpe. Diese kann im sogenannten Schlürfbetrieb laufen. Das Medium was sie saugt ist egal, es kann auch Luft sein. Bedingt durch die Bauart mit zwei wechselseitig saugenden Gummibälgen ist dies möglich.
Das Verkehrsproblem wurde durch eine Straßenüberführung gelöst. Dazu erhielt das THW Witten den Auftrag zum Errichteten einer Straßenüberführung mittels THW Einsatz-Gerüst-System (EGS). Damit wurde in den Abendstunden begonnen, da hierzu die Straße zeitweise gesperrt werden musste. Nach Fertigstellung konnte die Straße wieder normal genutzt werden. Dies wäre am Samstag sonst im noch größeren Chaos geendet. Lediglich eine Ausfahrt musste noch mit Schlauchbrücken betrieben werden.
Gegen 03.00 Uhr in der Nacht zum Samstag wurde dann in den Schichtbetrieb gewechselt. Durch die Überführung waren nur noch fünf Einsatzkräfte pro Schicht notwendig. Zwei Schichten wurden durch Kameraden aus dem THW Wetter übernommen, da ein Teil unserer Einsatzkräfte zu einer Öffentlichkeitsveranstaltung in der Hattinger Altstadt tätig werden mussten.
Nach der Planung am Montagmorgen konnte dank der anrückenden Kanal- und Baufirmen zum Abend hin mit dem Abbau begonnen werden. Hierzu rückte auch das THW Witten erneut an. Der Einsatz endet nach der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft.
Besonderen Dank an die verständnisvollen Arbeitgeber der ehrenamtlichen Einsatzkräfte die solche Einsätze ermöglichen. Vielen Dank an die beteiligten THW Ortsverbände für die professionelle und freundliche Unterstützung. Dank auch an alle anderen Beteiligten der Stadt Hattingen, der Polizei und den Baufirmen.
Insgesamt waren aus dem THW Wetter 10, dem THW Witten 16 und dem THW Hattingen 46 Einsatzkräfte beteiligt.
Information zu Schlauchbrücken: Hallo liebe Kraftfahrer, an Schlauchbrücken bitte immer mit Schrittgeschwindigkeit heranrollen, nicht darauf bremsen oder beschleunigen, einfach drüber rollen lassen! Vielen Dank an die vielen die es ohne Probleme geschafft haben.